Harry Kerl (*1933) erlebt als Jugendlicher den Einmarsch der Roten Armee in Zentralpolen.
Dann sprang ich wieder zurück. Der Panzer ballerte da lang. Ich legte mich in den Graben neben der Chaussee. Der Panzer kam immer näher und blieb am Graben, in der Dorfmitte, an der Schmiede stehen. Da waren plötzlich noch Polen. Wer weiß woher die kamen. Polen lebten auch in deutschen Dörfern.
Die haben wahrscheinlich schon, als die Deutschen auswanderten, den Konsum und sowas schon besichtigt und wollten sich da wohl was aneignen. Um nicht zu sagen, zu klauen. Weil klar, das Essen war ja auch knapp insgesamt im Kriege.
Diese Polen unterhielten sich jetzt mit den Russen. Ich lag im Graben und hatte eine Angst gehabt. Aus meinem Versteck sah ich, dass es vermutlich ein Tigerpanzer war. Gut kannte ich mich mit 12 Jahren aber nicht mit Panzern aus. An den Seiten des Panzers waren Baumstämme befestigt, damit die Deutschen ihre Panzer nicht mit Panzerfäusten zerstören konnten. Die bohren sich zwar durch Stahl, durchdringen aber kein Holz. Sonst konnte eine Panzerfaust auch einfach einen ganzen Panzer lahmlegen.
Der Panzer fuhr dann weiter. Und auf einmal sah ich da deutsche Soldaten. Die hatten sich auf der anderen Seite irgendwo im Dorf versteckt. Sie kamen mir entgegen. Die Soldaten sind dann einfach Feldeinwärts gelaufen, die Armen hatten ja keine Führung mehr. Sie waren wahrscheinlich von ihrer Kompanie getrennt worden. und wussten jetzt nicht mehr, was sie tun sollten.